Ist die Dürre überstanden?
Gigantische Schneemassen in den Bergregionen, Hochwasserfluten noch vor der eigentlichen Frühjahrsschmelze – das waren Medienereignisse des vergangenen Winters!
Na, da ist ja wohl jetzt „die Kuh weitgehend vom Eis“ denkt man sich so – in Bezug auf die Dürre der vergangenen Jahre.
Nur leider ist das „rein subjektive Empfinden optischer Wassermengen“ kein wirklich brauchbarer Indikator für die tatsächliche Situation im Boden. Werfen wir daher einmal einen Blick auf die schnöden aktuellen Daten des sogenannten „Dürremonitors“ des Helmholtz Umweltzentrums in Leipzig.
Dürresituation im Oberboden bis in 25cm Tiefe – besorgniserregend
Hier zeigt sich die Situation noch weitgehend „entspannt“: „Nur“ auf ca. 50% der Fläche Deutschlands haben wir eine moderate Dürre oder es ist ungewöhnlich trocken. Dabei zeigt sich die südliche Hälfte Deutschlands deutlich stärker betroffen als der Norden. Oberflächlich betrachtet ist die Situation im Oberboden daher „moderat dramatisch“.
Dürresituation im Oberboden bis in 180cm Tiefe – katastrophal!
Hier ist das Ausmaß der Trockenzeiten der vergangenen Jahre in aller Deutlichkeit sichtbar: „Befalls frei“ sprich: Eine ausreichende Wasserssättigung bis in eine Tiefe von 180cm haben Teile Ostfrieslands, Teile der Eifel, des Thüringer Waldes und des Erzgebirges – bei weitem keine 10% unseres Landes!
In weiten Teilen des südlichen Niedersachsen, großen Teilen Sachsen- Anhalts und Brandenburgs, Teilen Nordhessen und Nordbayerns haben wir extreme bis außergewöhnliche Dürre! Fast ganz Deutschland leidet unter einer moderaten bis schweren Dürre!
Dr. Marx, einer der Dürreexperten vom Helmholtz Umweltzentrum in Leipzig zur aktuellen Situation: „Der Gesamtbodenzustand kann ohne weiteres sehr trocken sein, obwohl die Oberfläche matschig ist und Pfützen an der Oberfläche stehen. Da Wasser sich insbesondere bei trockenen Bodenschichten sehr langsam nach unten bewegt, wird, um den Gesamtboden wieder aufzufüllen, eine mindestens mehrwöchige nasse Phase benötigt mit anhaltendem Niederschlag bei Plusgraden.“
Wir brauchen also Wasser, Wasser, Wasser!
Wasser – die allseits verfügbare Industrieressource?
Ein wunderbares Beispiel für den „aktuell angepassten“ Umgang mit Wasser ist Teslas neue Fabrik in Grünheide bei Berlin, mitten im „märkischen Sand“. Auch im Hinblick auf Wasser ist sie „auf Sand gebaut“: Der örtliche Wasserversorger macht sich jetzt schon Gedanken wie er aus dem kargen märkischen Sand all das Wasser für die Produktion der E‑Autos von Herrn Musk „herauspressen“ soll. Ein neues Wasserwerk ist schon in Planung, um den gigantischen neuen Wasserverbrauch des Werkes zu befriedigen. Schauen wir einmal was der Wald im Einzugsbereich des neuen Wasserwerkes zukünftig zum Wasserbedarf von „Elons E‑Autos“ so sagen wird. Wir wissen ja was der Wassermangel der vergangenen Jahre mit so manchem Wald angestellt hat…
Herr Musk äußerte sich zum Wasserbedarf seines Werkes nur sinngemäß mit den schlichten Worten „hier würden ja überall Bäume wachsen, also würde es wohl auch ausreichend Wasser geben“.
Wasser – das zu bestaunende Wunder!
Es gibt eine schöne Geschichte, von der ich nicht mehr weiß, wann und wo ich sie gehört habe. Sie muss im vorletzten Jahrhundert gespielt haben: Bewohner der zentralen Wüstenregionen Nordafrikas waren zu Besuch in Mitteleuropa und auf einer Wanderung durch die Berge kamen sie an einem Wasserfall vorüber. Staunend verharrten die Wüstenmenschen. Der Führer wollte weiter – aber sie weigerten sich. Als er fragte, weshalb sie denn verweilen wollten, antworteten sie: „Wir wollen warten, bis es aufhört“. Erst auf seine Antwort, dass dieser Wasserfall schon seit hunderten von Jahren fließe und seine Beteuerung, dass dieser stete Wasserfluss auch gewiss in den kommenden Jahren nicht aufhören würde – bewegt sie schließlich zum Weitergehen.
Es wäre sehr zu wünschen, dass uns die Trockenheit der vergangenen Jahre ein wenig Demut und Bewunderung für das „zentralste aller Lebenselixiere“ lehrt. Wir müssen uns stets bewusst sein, dass ohne Wasser nichts läuft – rein gar nichts: weder unser Kaffee noch unsere Dusche, weder Spül- noch Waschmaschine, weder gewerbliche noch industrielle Produktion – ganz zu schweigen von all jenem alltäglichen Brot, dass ohne Wasser nirgends, nimmer wächst!
Von der Selbstverständlichkeit zur Kostbarkeit?
Kontinuierlich verfügbares Wasser ist für die westliche, industrielle Mentalität seit Generationen nichts weiter als eine schlichte Selbstverständlichkeit. Eine Selbstverständlichkeit die aber möglicherweise zukünftig (oder schon jetzt) zur Kostbarkeit mutieren könnte.
Wir werden bezüglich des Wassers wohl umdenken und umhandeln müssen – Wasser ist die wertvollste Ressource, die wir haben!
Und am Umgang mit Wasser – wie mit Wald und Boden – beweist sich u.a. ganz gewiss die Nachhaltigkeit einer Kultur!
Burkhard Stöcker