Aktuelles
07.10.2024

Agroforst­systeme und Kurzum­triebs­plan­tagen eine ökolo­gische Chance gegen den Klimawandel?

Hochwas­ser­ka­ta­strophen und Überschwem­mungen nehmen in Deutschland immer weiter zu. Die Folgen des Klima­wandels haben wir besonders im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu spüren bekommen. Ein Problem auf dass wir uns in Zukunft drauf einstellen müssen …

Was sind Agroforst­systeme und welchen Nutzen bringen Sie mit einher?

Agroforst­systeme (AFS) lassen sich relativ einfach zusam­men­fassen in einem strei­fen­för­migen Anbau von Gehölzen auf Acker- oder Grünland­kul­turen beschreiben. Die Baumreihen sorgen für stabi­li­sie­rende Erträge aber können auch ertrags­stei­gernd sein, da die Agroforst­systeme besonders auf trockenen Stand­orten für einen ausge­gli­chenen Nährstoff­kreislauf sorgen. Die Auswahl der Baumarten spielt dabei eine große Rolle, denn Sie bestimmen welche Funktionen im Vorder­grund stehen. Die Auswahl kann von Sträu­chern über Obstbäume hinzu schnell­wüch­sigen Baumarten wie Pappeln gehen. Die Diver­sität hierbei steht oft im Vordergrund.

Die Schutz-/ und Nutzfunk­tionen gehen von Erosi­ons­schutz, Windschutz, Nahrungs­lie­ferant bis hin zum Energie­lie­ferant. Die Umsetzung variiert dabei jedoch von Standort und Modell des Agroforst­systems. Die Breite und Länge der jewei­ligen Streifen können indivi­duell angepasst werden, daher besteht hohe Flexi­bi­lität auch bei anspruchs­vollen Terrain.

Was sind Kurzum­triebs­plan­tagen und was unter­scheidet Sie von Agroforstsystemen?

Kurzum­triebs­plan­tagen (KUPs) sind Anpflan­zungen von schnell­wach­senden und ausschlag­fä­higen Gehölzen. Begriffe die mit KUPs einher­gehen sind Energiewald oder Agrarholz, da der Rohstoff oft als Energie­lie­ferant zum Heizen verwendet werden kann. Für diese Nutzung ist die Auswahl der passenden Baumarten (Überwiegend Pappeln oder Weiden) von entschei­dender Bedeutung, sowohl das Wachstum, die Biomasse als auch der Wieder­aus­trieb nach der Ernte. Die Flächen werden dabei versucht sehr dicht zu pflanzen um möglichst viel Hackschnitzel zu ernten, die Steck­linge pro Hektar liegen bei ca 4.000- 16.000 tausend (Behmann/ Butler Manning 2013).

Ökolo­gische Chancen von KUPs ist unter anderem die Steigerung der Diver­sität. Verglichen mit anderen Baumarten bieten jedoch Weiden und Pappeln grund­sätzlich ein sehr großes Spektrum an Insek­ten­arten (Brändle & Brandl 2001). Außerdem tragen KUPs zum Erosions-/ Wasser­schutz bei. Durch KUPs wird die Boden­struktur verbessert und das Boden­leben inten­si­viert. Die Sicker­was­ser­qua­lität verbessert sich und es findet eine deutliche Erhöhung des Erosi­ons­schutzes statt. Besonders feuchte Gebiete bzw. Gebiete, welche poten­ziell von Boden­erosion gefährdet oder bereits betroffen sind, können von der Anlage einer Kurzum­triebs­plantage profi­tieren aufgrund der Reduzierung durch Bodenabtragung.

Unter­schied zwischen Agroforst­sys­temen und Kurzum­triebs­plan­tagen ist die ganzflä­chige Besto­ckung von Acker­kul­turen. Das primäre Ziel bei KUPs ist das Ernten von Hackschnitzel zur energe­ti­schen oder stoff­lichen Nutzung.

Zurück zur Hochwas­ser­pro­ble­matik, AFS und KUP können einen wichtigen Beitrag zum Klima­schutz beitragen. Gerade in erosi­ons­ge­fähr­deten Gebieten bieten AFS und KUP eine neue Chance solche Standorte zu schützen. Durch die Häufigkeit der Unwetter in den letzten Jahren, besteht großer Handlungsdarf nach Lösungen zu suchen, die nachhaltig helfen können, die großen Wasser­mengen abzuwehren und in Zukunft auf Unwet­ter­ka­ta­strophen vorbe­reitet zu sein. Weiterhin bieten vor allem Agroforst­systeme auf großen struk­tur­armen landwirt­schaft­lichen Flächen poten­zielle Lebens­räume für Lebewesen, durch die selektive Auswahl von Wertholz, Obst- oder auch Nussge­hölzen können vor allem Klein­säuger oder auch gefährdete Insek­ten­arten wieder neue Nischen erobern. Außerdem können Agroforst­system als genetische Austau­scher agieren, da auf den Streifen sowohl im Boden als auch über dem Boden ganzjährige Ruhe besteht, können sich die Lebewesen frei austau­schen. Dazu Agroforst­systeme auch als Wasser­speicher für lange Trocken­pe­rioden dienen und so vor allem in heißen Sommern eine mögliche Optionen sein. Abschließend können wir festhalten, dass sich in den nächsten Jahren vieles verändern wird sei es in der Landwirt­schaft oder auch in anderen Bereichen, wie groß die Rolle von Agroforst­sys­temen und Kurzum­triebs­plan­tagen sein wird, wird sich zeigen.

Weitere Beiträge

20.08.2024

Im Rahmen der diesjäh­rigen Jungwild­rettung begleitet die Stiftung Wald und Wild eine Master-Thesis zur Unter­su­chung des Setzver­haltens und der räumlichen Nutzung von Reh- und Damwild. Im folgenden Beitrag werden Infor­ma­tionen zu den aufge­nom­menen Daten und den ersten Erkennt­nissen dargestellt.

weiterlesen

03.07.2024

Anlässlich der Jahres­haupt­ver­sammlung von der Forst­be­triebs­ge­mein­schaft (FBG) Herzogtum Lauenburg und der Forst­be­triebs­ge­mein­schaft Mecklen­burger Seenplatte/ Schaalsee, gab es die jährliche Exkursion diesmal zum Thema Wald und Wild bei der Stiftung Wald und Wild.

weiterlesen

20.06.2024

Praktikant Tom Giesler berichtet über seine Einblicke und vielfäl­tigen Tätig­keiten im Rahmen seines Praxis­se­mesters bei der Stiftung.

weiterlesen

12.06.2023

Wir infor­mieren über die Pflicht zur Kitzsuche und was sie für Landwirte und Jäger bedeutet.

weiterlesen

Erfahren Sie, warum wir diese sieben Arten in den Fokus gerückt haben.

weiter

Seit 1998 wurden schon über 50 Projekte realisiert. Auf dieser Seite finden Sie eine Auswahl.

weiter

Leben und Wirken des Gründers der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern

weiter