Der Fischadler (Pandion haliaetus) – ein ganz besonderer Vertreter unserer heimischen Vogelwelt
Sie gelten zum einen als ausgesprochene Langstreckenzieher, die nach der Brutzeit überwiegend innerhalb von etwa einem Monat das ca. 7.500 km entfernte Winterquartier in Afrika erreichen, um dann nach ca. vier Monaten Aufenthalt auf vergleichbarer Route etwa Mitte bis Ende März wieder in ihre Brutgebiete zurückkehren.
Zum anderen ist der Fischadler ein ausgesprochener Nahrungsspezialist, der sich ausschließlich von Fischen ernährt. Deshalb ist er hauptsächlich in den gewässerreichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburg beheimatet.
Bei der Nahrungssuche fliegt der Charaktervogel gewässerreicher Gebiete gezielt die im Horstumfeld bzw. Umkreis von bis zu ca. 15 km vorhandenen fließenden und stehenden Gewässer ab und bleibt über potenziellen Nahrungsquellen / Fischschwärmen in der Luft stehen, um nach dem Entdecken der Beutetiere diese mittels Sturzflug (bei ca. der Hälfte der Versuche erfolgreich) anzujagen.
Der Fischadler gehört zu einer eigenen Greifvogelfamilie und ist mittlerweile wieder ein weit verbreiteter Brutvogel im Mecklenburg-Vorpommern. Lange Zeit sah es um seinen Bestand nicht gut aus, so wurde er im 19. Jh. stark bejagt, da er vom Menschen als Nahrungskonkurrent angesehen wurde. Anfang der 1930er Jahre dürfte der Bestand auf der Fläche des heutigen M‑V bei etwa 25 BP gelegen haben. Eingeleitete Schutzbemühungen und ein Bejagungsverbot führten zur einer Verdoppelung des Bestandes bis etwa 1955. Dieser positive Trend wurde dann bekanntermaßen durch den Einsatz chlororganischer Pestizide in der Landwirtschaft, was auch – u.a. durch tierische Überträger – entsprechende Gewässerverunreinigungen und damit Schadstoffanreicherungen in den Beutetieren der Fischadler zur Folge hatte, gestoppt und sogar in einen Negativtrend umgewandelt.
Die schadstoffbedingte Dünnschaligkeit der Eier hatte (wie auch bei vielen anderen (Greif-)Vogelarten) eine drastische Verringerung der Nachwuchsrate und damit nachfolgend einen entsprechenden Rückgang des Brutbestandes der Adler (um 1975 auf ca. 35 BP) zur Folge. Erst nach starken Einschränkungen in der DDT-Anwendung kam es langsam wieder zu einer Erhöhung der Nachwuchsrate und folglich zu einer langsamen Bestandserholung in unserem Gebiet.
Um 2015 kann der Bestand des Fischadlers mit ca. 200 BP für unser Bundesland eingeschätzt werden, während er sich auf aktuell ca. 300 BP verstetigt hat. Diese positive Entwicklung ist ursächlich das Ergebnis umfangreicher Schutzbemühungen und auch auf das Engagement ehrenamtlicher Horstbetreuer bzw. Aktivitäten der regionalen Energieversorger zurückzuführen. In der Region Mecklenburgische Seenplatte und Teilen der Landkreis Rostock und Vorpommern-Greifswald werden durch die Ehrenamtlichen alleine schon mehr als die Hälfte dieser Fischadlerpaare betreut.
Der Großteil der Nistplätze (über 90 v.H.) befindet sich aktuell auf anthropogenen Strukturen (z.B. Masten in der offenen Landschaft). Neben Kunsthorsten auf aktuell in Nutzung befindlichen Freileitungsmasten (110kV- bzw. 20 kV-Leitungen), wurden durch die regionalen Energieversorger und im Fischadlerschutz ehrenamtlich tätige Ornithologen / Horstbetreuer zusätzlich auf einer Vielzahl von nach Leitungsrückbau außer Betrieb genommenen Masten der 20 kV-Leitungen bzw. überwiegend in Gewässernähe gesondert aufgestellten Masten in den letzten Jahren Brutmöglichkeiten für Fischadler geschaffen.
Ende des letzten Jahrhunderts brüteten Fischadler üblicherweise mit etwa 25 % des Bestandes auf Bäumen. Aktuell sind es weniger als 5 % des Landesbestandes. Einerseits ist es zwar erfreulich, dass es noch „Baumbrüter“ gibt, der starke Rückgang des Anteils der baumbrütende Fischadler am Gesamtbestand in M‑V in den letzten Jahren stimmt jedoch sehr bedenklich. Die Kontrollen ergaben zudem, dass sich einige der Baumhorste in einem schlechten Zustand befanden bzw. sogar absturzgefährdet waren. Der Verlust einzelner Horste bestätigte leider diese Befürchtungen.
Dazu ist allerdings auch zu bedenken, dass Fischadler vorzugsweise auf (alten) Überhältern brüten. Voraussetzung dafür ist jedoch eine passende „Plattform“, die als sichere Horstunterlage dienen kann. Eine solche bildet sich jedoch meist erst nach dem Absterben des Baumes heraus.Auf jüngeren Bäumen angelegte Horste sind dagegen oft stark gefährdet und ein Absturz der (ggf. aktiven) Brutstätte ist nicht auszuschließen.

Durch ein über mehrere Jahre laufendes Projekt ehrenamtlicher Horstbetreuer soll durch das Angebot von entsprechenden Nisthilfen eine neuerliche „Initialzündung“ zur Nutzung von Bäumen als Brutplatz von Fischadlern unterstützt werden. Nach einer Stabilisierung der Baumbrüterpopulation und der eigenständigen Errichtung von Baumhorsten durch die Adler, sollen diese dann ohne weiteres menschliches Management auskommen.

Die Standorte der bereits installierten Nistunterlagen in Mecklenburg-Vorpommern konzentrieren sich bisher auf Waldflächen im Zuständigkeitsbereich der Landesforst MV, werden aber zunehmend auf Flächen der Bundesforst bzw. Stiftungswälder ausgeweitet.
Die Beschaffung der erforderlichen Nisthilfen konnte dank finanzieller Zuwendungen verschiedener Vereine / Stiftungen, Privatpersonen bzw. Behörden erfolgen. Hier hat die Stiftung Wald und Wild die Beschaffung zweier Nisthilfen übernommen. Diese wurden im Stiftungseigenen Revier nahe des Mühlenteiches/Schilde und im Forstrevier Mirow im Revier Diemitz am Vilzsee aufgestellt. Der Aufbau dann erfolgte dann im ehrenamtlichen Team. Aktuell sind im letzten Winter noch einmal zehn dieser Nisthilfen installiert worden,
Hoffen wir, dass sich durch die ehrenamtlichen Aktivitäten der Bestand der Fischadler als Charaktervogel unseres seenreichen Bundeslandes weiter stabilisiert und sich eine Baumbrüterpopulation etablieren kann.
