Aktuelles
04.04.2025

Der Fisch­adler (Pandion haliaetus) – ein ganz beson­derer Vertreter unserer heimi­schen Vogelwelt

Sie gelten zum einen als ausge­spro­chene Langstre­cken­zieher, die nach der Brutzeit überwiegend innerhalb von etwa einem Monat das ca. 7.500 km entfernte Winter­quartier in Afrika erreichen, um dann nach ca. vier Monaten Aufenthalt auf vergleich­barer Route etwa Mitte bis Ende März wieder in ihre Brutge­biete zurückkehren.

Zum anderen ist der Fisch­adler ein ausge­spro­chener Nahrungs­spe­zialist, der sich ausschließlich von Fischen ernährt. Deshalb ist er haupt­sächlich in den gewäs­ser­reichen Gebieten Mecklenburg-Vorpom­merns und Brandenburg beheimatet.

Bei der Nahrungs­suche fliegt der Charak­ter­vogel gewäs­ser­reicher Gebiete gezielt die im Horst­umfeld bzw. Umkreis von bis zu ca. 15 km vorhan­denen fließenden und stehenden Gewässer ab und bleibt über poten­zi­ellen Nahrungs­quellen / Fisch­schwärmen in der Luft stehen, um nach dem Entdecken der Beute­tiere diese mittels Sturzflug (bei ca. der Hälfte der Versuche erfolg­reich) anzujagen.

Der Fisch­adler gehört zu einer eigenen Greif­vo­gel­fa­milie und ist mittler­weile wieder ein weit verbrei­teter Brutvogel im Mecklenburg-Vorpommern. Lange Zeit sah es um seinen Bestand nicht gut aus, so wurde er im 19. Jh. stark bejagt, da er vom Menschen als Nahrungs­kon­kurrent angesehen wurde. Anfang der 1930er Jahre dürfte der Bestand auf der Fläche des heutigen M‑V bei etwa 25 BP gelegen haben. Einge­leitete Schutz­be­mü­hungen und ein Bejagungs­verbot führten zur einer Verdop­pelung des Bestandes bis etwa 1955. Dieser positive Trend wurde dann bekann­ter­maßen durch den Einsatz chlor­or­ga­ni­scher Pestizide in der Landwirt­schaft, was auch – u.a. durch tierische Überträger – entspre­chende Gewäs­ser­ver­un­rei­ni­gungen und damit Schad­stoff­an­rei­che­rungen in den Beute­tieren der Fisch­adler zur Folge hatte, gestoppt und sogar in einen Negativ­trend umgewandelt.
Die schad­stoff­be­dingte Dünnscha­ligkeit der Eier hatte (wie auch bei vielen anderen (Greif-)Vogelarten) eine drastische Verrin­gerung der Nachwuchsrate und damit nachfolgend einen entspre­chenden Rückgang des Brutbe­standes der Adler (um 1975 auf ca. 35 BP) zur Folge. Erst nach starken Einschrän­kungen in der DDT-Anwendung kam es langsam wieder zu einer Erhöhung der Nachwuchsrate und folglich zu einer langsamen Bestands­er­holung in unserem Gebiet.

Um 2015 kann der Bestand des Fisch­adlers mit ca. 200 BP für unser Bundesland einge­schätzt werden, während er sich auf aktuell ca. 300 BP verstetigt hat. Diese positive Entwicklung ist ursächlich das Ergebnis umfang­reicher Schutz­be­mü­hungen und auch auf das Engagement ehren­amt­licher Horst­be­treuer bzw. Aktivi­täten der regio­nalen Energie­ver­sorger zurück­zu­führen. In der Region Mecklen­bur­gische Seenplatte und Teilen der Landkreis Rostock und Vorpommern-Greifswald werden durch die Ehren­amt­lichen alleine schon mehr als die Hälfte dieser Fisch­ad­ler­paare betreut.

Der Großteil der Nistplätze (über 90 v.H.) befindet sich aktuell auf anthro­po­genen Struk­turen (z.B. Masten in der offenen Landschaft). Neben Kunst­horsten auf aktuell in Nutzung befind­lichen Freilei­tungs­masten (110kV- bzw. 20 kV-Leitungen), wurden durch die regio­nalen Energie­ver­sorger und im Fisch­ad­ler­schutz ehren­amtlich tätige Ornitho­logen / Horst­be­treuer zusätzlich auf einer Vielzahl von nach Leitungs­rückbau außer Betrieb genom­menen Masten der 20 kV-Leitungen bzw. überwiegend in Gewäs­sernähe gesondert aufge­stellten Masten in den letzten Jahren Brutmög­lich­keiten für Fisch­adler geschaffen.

Ende des letzten Jahrhun­derts brüteten Fisch­adler üblicher­weise mit etwa 25 % des Bestandes auf Bäumen. Aktuell sind es weniger als 5 % des Landes­be­standes. Einer­seits ist es zwar erfreulich, dass es noch „Baumbrüter“ gibt, der starke Rückgang des Anteils der baumbrü­tende Fisch­adler am Gesamt­be­stand in M‑V in den letzten Jahren stimmt jedoch sehr bedenklich. Die Kontrollen ergaben zudem, dass sich einige der Baumhorste in einem schlechten Zustand befanden bzw. sogar absturz­ge­fährdet waren. Der Verlust einzelner Horste bestä­tigte leider diese Befürchtungen.

Dazu ist aller­dings auch zu bedenken, dass Fisch­adler vorzugs­weise auf (alten) Überhältern brüten. Voraus­setzung dafür ist jedoch eine passende „Plattform“, die als sichere Horst­un­terlage dienen kann. Eine solche bildet sich jedoch meist erst nach dem Absterben des Baumes heraus.Auf jüngeren Bäumen angelegte Horste sind dagegen oft stark gefährdet und ein Absturz der (ggf. aktiven) Brutstätte ist nicht auszuschließen.

Durch ein über mehrere Jahre laufendes Projekt ehren­amt­licher Horst­be­treuer soll durch das Angebot von entspre­chenden Nisthilfen eine neuer­liche „Initi­al­zündung“ zur Nutzung von Bäumen als Brutplatz von Fisch­adlern unter­stützt werden. Nach einer Stabi­li­sierung der Baumbrü­ter­po­pu­lation und der eigen­stän­digen Errichtung von Baumhorsten durch die Adler, sollen diese dann ohne weiteres mensch­liches Management auskommen.

Die Standorte der bereits instal­lierten Nistun­ter­lagen in Mecklenburg-Vorpommern konzen­trieren sich bisher auf Waldflächen im Zustän­dig­keits­be­reich der Landes­forst MV, werden aber zunehmend auf Flächen der Bundes­forst bzw. Stiftungs­wälder ausgeweitet.

Die Beschaffung der erfor­der­lichen Nisthilfen konnte dank finan­zi­eller Zuwen­dungen verschie­dener Vereine / Stiftungen, Privat­per­sonen bzw. Behörden erfolgen. Hier hat die Stiftung Wald und Wild die Beschaffung zweier Nisthilfen übernommen. Diese wurden im Stiftungs­ei­genen Revier nahe des Mühlenteiches/Schilde und im Forst­revier Mirow im Revier Diemitz am Vilzsee aufge­stellt. Der Aufbau dann erfolgte dann im ehren­amt­lichen Team. Aktuell sind im letzten Winter noch einmal zehn dieser Nisthilfen instal­liert worden,

Hoffen wir, dass sich durch die ehren­amt­lichen Aktivi­täten der Bestand der Fisch­adler als Charak­ter­vogel unseres seenreichen Bundes­landes weiter stabi­li­siert und sich eine Baumbrü­ter­po­pu­lation etablieren kann.

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