Ein ausgefuchstes System …
… haben wir in den vergangenen Wochen gleich mehrfach in unserer Stiftungsinsel verbaut. Hierbei handelt es sich um sogenannte Kunstbauten.
Was ist ein Kunstbau?
Ein Kunstbau ist eine künstliche Bejagungshilfe für die im Revier vorkommenden Prädatoren. Er besteht zumeist aus ein bis zwei Röhren und einem oder zwei Kesseln. Es wird das anpassungsfähige Verhalten des Rotfuchses genutzt. Der Kulturfolger nutzt sämtliche in der Kulturlandschaft vorkommenden Drainagen und Übergangsrohre als Tageseinstand oder auch zur Aufzucht der Welpen. Dieses Verhalten machen wir uns zunutze und installieren im Revier Kunstbaue zur Bejagung und Anpassung des Prädatorenbesatzes im Revier.
Warum ein Kunstbau?
Der Kunstbau ist ein probates Mittel in der Prädatorenbejagung. Der Kunstbau ist eine schnelle und tierschutzgerechte Bejagungsvariante, die aus einem gut gepflegten Revier nicht wegzudenken ist. Der gut eingearbeitete Erdhund benötigt kaum mehr als eine Minute, um einen Rotfuchs zum Verlassen des Baues zu bewegen. Falls andere Prädatoren wie Marderhund oder Waschbär sich im Bau befinden, ist ein schneller Zugriff durch die einzelnen Bauteile möglich und einer effektiven Bejagung steht nichts im Weg.
Der Übergangskessel sorgt für ausreichend Platz im Bau, sodass ein direkter Kontakt von Erdhund und Raubwild häufig durch den Fluchtinstinkt des Raubwildes vermieden wird. Schlieft der Hund in eine der beiden Röhren zum nächsten Kessel ein, so kann das Raubwild diesen durch die andere Röhre verlassen.
Warum Prädatorenbejagung?
Wir als Stiftung Wald und Wild haben den Naturschutz und die Erhaltung einer artenreichen Natur fest in unseren Stiftungszielen verankert. Die Prädatorenbejagung ist ein unverzichtbares Mittel im Bereich des Artenschutzes. Viele schützenswerten Limikolen brüten in unserem Revier, der Schwarzstorch ist ein gern gesehener Gast und auch sämtlich Niederwildarten atmen bei einer angepassten Prädatorendichte auf. Nahezu alle Prädatoren sind Kulturfolger und profitieren unheimlich von denen, vom Menschen geschaffenen, optimalen Lebensbedingungen.
Aufgrund von Tollwutimmunisierung (1980 – 2008) und das Fehlen von natürlichen Fressfeinden sind die Besätze von Rotfuchs, Waschbär und Marderhund geradezu durch die Decke geschossen. Heimische Bodenbrüter, Singvogelarten und Niederwildarten sind nicht auf solch hohe Prädation eingestellt und ihre Besätze sinken immer weiter ab.
Weiterhin grassieren in unserer Prädatorenpopulation Milben und Viruserkrankungen wie Räude und Staupe. Dies sind eindeutige Anzeichen für eine vorhandene Überpopulation. So sind wir, sogar von Gesetzeswegen dazu verpflichtet, hier eine dem Biotop angepasste Prädatorendichte wiederherzustellen. Weiterhin wird so auf die natürlichste Art und Weise ein Rohstoff für nachhaltige Bekleidung gewonnen.
Aufbau und Standort eines Kunstbaus
Die Wald-Feld Grenze ist ein klassisch gelegener Standort für einen Kunstbau. Aber auch an Entwässerungsgräben und in Feldholzinseln ist die Anlage vielversprechend. Wir haben uns für ein Kunstbau auf 75 ha entschieden. So sind genügend Abstände zwischen den einzelnen Bauten vorhanden.
Der Aufbau eines Kunstbaus sollte möglichst so erfolgen, dass dem Prädator genügend Zeit und Platz zum Verlassen des Kunstbaues gegeben werden sollte. Somit werden auch ernsthafte Auseinandersetzungen mit dem Erdhund vermieden. In der Praxis stellt sich es so dar, dass wir uns für zwei Systeme entschieden haben. Einmal ganz klassisch zwei Eingänge und ein Kessel. Der Hund schlieft in die eine Röhre ein und der Prädator kann den Bau auf der anderen Seite verlassen. Unser zweites verbautes System besteht aus einem Eingangsrohr, welches in einem zweiten Kessel mündet. Mit der angeschrägten Sechseckform des Steins lassen sich verschiedene Bögen und Kurven in die Röhren einbauen. Dies gibt dem Bau einen „natürlichen Charakter“ und der Wind wird ebenfalls gebrochen. Von dort aus gehen zwei Röhren in den nächsten Kessel über. Hier von erhoffen wir uns, mehrere Stücke Raubwild, bei einer Kontrolle antreffen zu können. Die Röhren sollten mit einer Plane überdeckt werden, um das Versanden der Röhren zu vermeiden. Weiterhin sollte der Kessel mit einer Stange oder Pfahl markiert werden.
Bleiben wir gespannt auf die kommende Saison und freuen uns bereits jetzt auf die Erbeutung reifer Bälge mit einem immens wichtigen Beitrag zum Artenschutz.