Energiewende-Hektik – was kommt auf unsere Natur zu?
Die sogenannte Energiewende ist seit etlichen Jahren überall in unserer Landschaft sicht- und greifbar: Vor allem im windreichen Norddeutschland sind inzwischen ganze Landschaften mit der Wind-Energiewende „zugestellt worden“ oder werden bald zugestellt werden, und auch Photovoltaik– und Solar werden immer mehr zum prägenden Landschaftselement.
Für das energiehungrige Industriezeitalter wurden schon immer die erdenklich größten Opfer gebracht: Ganze Regionen wurden entwaldet (Holz), weggebaggert (Kohle), vergiftet (Erdöl) oder verstrahlt (Atomenergie) – für Energie tun und taten wir nahezu alles!
Und so erleben wir seit etlichen Jahren einen neuen Schritt im Energiemarathon der Neuzeit, der allerdings, wie sich das heute gehört, natürlich mit einem exzellenten „Greenwashing“ versehen wird. „Grüne“ oder „erneuerbare“ oder „klimaneutrale“ Energie sind die neuen schicken Modewörter, die den neuen Energiestil ans neue Umweltbewusstsein anpassen will – und deren Einfluss auf die Natur blumig schön preisen.
Haben wir uns an Windenergieanlagen schon fast gewöhnt, ist es jetzt die flächenfressende Sonnenenergie, die unsere Landschaften nun erobert.
Dem Landverpächter winken im Offenland 2000–4000 Euro/ha/Jahr an Pachteinnahmen. Das sind Reinerlöse, die mit einer landwirtschaftlichen Nutzung in den wenigsten Fällen zu erzielen sind. Photovoltaikanlagen und Solarparks sind zwar keine „vertikalen Landschaftsverbraucher“ und kein „Blick- und Vogelfänger“ wie Windkraftanlagen – dafür verbrauchen sie massiv Landschaft in der horizontalen. Hunderte von Anlagen sind inzwischen realisiert oder geplant, darunter sind z.T. auch schon etliche Großflächen von über 100ha – Wind- und auch Sonnenenergie prägen damit inzwischen wie auch die Windenergie ganze Landschaften.
Unter den Sonnenenergie-Anlagen kann sich zwar immer noch einiges an Kleingetier und an Grün halten, aber für größere Tiere wie Wildschweine, Rothirsche oder auch Kraniche und Gänse gehen durch diese Großanlagen ganz Landschaften verloren – und überall in unserem Lande liegen bei den Kommunen und in den Rathäusern inzwischen hundert von weiteren Anträgen vor.
Dabei verstehe ich nicht: Solange noch ein einziges geeignetes Dach (Privathäuser/Bürogebäude/Schulen/Industriekomplexe/Landwirtschaftsgebäude) nicht mit Photovoltaik/Solarpaneelen bedeckt ist – was haben diese „glänzenden Erfindungen“ vorher in der freien Landschaft verloren? Und wieso werden nicht alle größeren Parkplätze dieser Republik zuerst mit diesen energieerzeugenden und gleichzeitig schattenspendenden Anlagen versehen? Neben der Stromerzeugung könnten wir dann nach dem Einkauf in schattige Autos steigen und womöglich auch gleichzeitig das E‑Auto aufgeladen haben – das wäre doch mal was!
All diese Flächen (Dächer, Parkplätze etc.) sind schon versiegelt und schon nahezu vollständig für die Natur verloren – auf diesen Flächen wäre eine Energie-Wende-Anlage im wahrsten Sinne des Wortes ein wirklicher Mehrwert!
Aber Böden, die Nahrungsmittel erzeugen, Wald tragen, Biodiversität generieren, mit ihrer wie auch immer gearteten Vegetation Sonnenenergie in Leben umwandeln – mit ökologischen und grünen Argumenten in „Silicium Wüsten“ verwandeln?
Bei der ganzen grünen Energiewende aus Windenergie, Biogas und Sonnenkollektoren treiben wir bislang wohl teilweise leider den Teufel mit dem Beelzebub aus. Und dieser ganze partielle Irrsinn wird durch die aktuellen Probleme um die anderen Energieträger nur noch zusätzlich befeuert.
Auch hier zeigt sich, wie an allen Ecken und Enden des sogenannten kultivierten Umgangs des Menschen mit Natur: „Die meisten Probleme entstehen dadurch, dass man nicht zu Ende denkt“.
Burkhard Stöcker