Aktuelles
02.08.2021

Vom Regen in die Traufe – von der Dürre ins Hochwasser … und zurück

Hochwasser und wir

Bisher kannten wir so etwas nur aus dem entfernten Ausland: wegge­schwemmte Häuser, fortge­spülte Straßen, überein­ander getürmte „Spiel­zeug­autos“ – ertrunkene Menschen. Die letzten derar­tigen Bilder erreichten „breiten­medial“ das deutsche Fernseh­pu­blikum während der Tsunami Katastrophe im Pazifik. 

Wirkliche „Hochwas­ser­ka­ta­strophen“ fielen bei uns bislang meist nur „mäßig katastrophal“ aus. Fast ausschließlich Sachschäden waren zu beklagen.

Mehr als nur Klimawandel …

Klima­wandel, Klima­wandel, Klima­wandel tönt es jetzt durch die grünge­tönten Medien – aber weder werden alle weiteren Windparks noch die flächigen Sonnen­kel­lek­toren uns vor weiteren Hochwas­ser­ka­ta­strophen bewahren. Natürlich sind es auch die klima­wan­del­be­dingten extremen Witte­rungs­er­eig­nisse, die nun offenbar in immer engeren Inter­vallen auch Mittel­europa heimsuchen: Trocken­zeiten, Stürme, Hochwasser, Feuer.

Aber die „klima­be­dingte Hochwas­ser­ka­ta­strophe“ ist nur ein Teil der Wahrheit … 

Es kommen sehr, sehr viele weitere „man Made“ Kompo­nenten hinzu

Stark­regen trifft auf ausge­mer­gelte zu Beton verhärtete Böden 

Zahlreiche Böden neigen bei extremer Trockenheit dazu „steinhart“ zu werden. Wasser­massen, die auf diese Böden treffen fließen zügig ab. Derartige Böden müssten erst allmählich durch­feuchtet werden bevor sie in der Lage wären wieder Wasser in nennens­wertem Umfang aufzu­nehmen. Im Berch­tes­ga­dener Land war dies neben der engen Talbe­bauung auch einer der Schlüsselfaktoren.

Landbe­wirt­schaftung bestimmt wesentlich Wasseraufnahmefähigkeit

Gut durch­wur­zelte, vitale, bewachsene Böden können viel mehr Wasser aufnehmen als degra­dierte: Natür­liche Wälder nehmen mehr auf als Nadel­forste, Grünland deutlich mehr als die meisten Acker­nut­zungen, locker gepflas­terte Wege deutlich mehr als asphal­tierte usw. – naturnahe Wälder sind bei uns die Speer­spitze der Wasseraufnahmefähigkeit! 

Versie­gelung lässt Wasser nicht mehr versickern

Seit nahezu fast einem Jahrhundert werden pro Tag in unserem Land im Rahmen der „zivili­sa­to­ri­schen Entwicklung“ durch­schnittlich über fünfzig ha Fläche überbaut: Häuser, Verkehrswege, Industrieanlagen … 

Regen­wasser, dass auf diese Flächen trifft kann nicht in den Boden eindringen – es muss abgeleitet und kanali­siert werden. Gewachsene, natür­liche Böden, die in der Lage sind, auch große Wasser­mengen langsam versi­ckernd aufzu­nehmen … – werden immer weniger und daher werden die Wasser­massen immer gewal­tiger mit denen Bäche, Flüsse, Kanali­sation bei Stark­re­gen­er­eig­nissen kurzfristig fertig werden müssen.

Die Fließ­ge­wässer haben keine Auen mehr

Bei Hochwasser breitet sich Wasser norma­ler­weise in die natür­lichen Fluss-Auen aus und versi­ckert dort langsam und gemächlich. Gibt es keine Auen mehr und sind Flüsse und Bäche in einem engen künst­lichen Korsett verschwunden (wie die meisten unserer Fließ­ge­wässer!) schießen große Wasser­mengen fluss­ab­wärts. Und je mehr Wasser­massen durch „enge Gassen strömen“ desto gewal­tiger und zerstö­re­ri­scher werden ihre Kräfte …

Unser Lebensstil stimu­liert Hochwasser … 

Jedes neu gebaute Haus, jeder neue Indus­triepark, jede gepflas­terte Auffahrt, jede geflieste Terrasse, jeder landwirt­schaft­liche oder forst­liche Weg, der unter einer Asphalt­decke verschwindet, … ich hätte beinahe gesagt: jeder mit Teerpappe überdachte Hochsitz …stimu­liert Hochwasser.

Es ist nicht primär der Klima­wandel, der zu Hochwas­ser­ka­ta­strophen führt – es ist jeder einzelne von uns: Jeder, der gewach­senen Boden in wie auch immer gearteten „Stein“ verwandelt – oder mit seiner Landnutzung dafür sorgt, dass degra­dierte Forst oder Landwirt­schafts-Böden kaum mehr Wasser aufnehmen können.

Es ist letztlich eine recht einfache Formel: unser Lebensstil befeuert in vielerlei Hinsicht jene Katastrophen, seien es nun die Dürren der vergan­genen Jahre, seien es die aktuellen Hochwasserkatastrophen.

So wenig, wie wir der „Trockenheit trotzen“ können – können wir über „Hochwasser herrschen“ – im Grunde zeigen uns all jene Ereig­nisse nur, dass wir mit Natur anders umgehen müssen als wir dies bislang getan haben, dass wir nach Arten des Wirtschaftens suchen müssen die natur-pfleglich sind. Den Kampf gegen Trockenheit und Hochwasser werden wir zukünftig immer wieder verlieren – wenn wir nicht vieles ändern. 

Burkhard Stöcker

Weitere Beiträge

07.10.2024

Hochwas­ser­ka­ta­strophen und Überschwem­mungen nehmen in Deutschland immer weiter zu. Die Folgen des Klima­wandels haben wir besonders im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu spüren bekommen. Ein Problem auf dass wir uns in Zukunft drauf einstellen müssen …

weiterlesen

20.08.2024

Im Rahmen der diesjäh­rigen Jungwild­rettung begleitet die Stiftung Wald und Wild eine Master-Thesis zur Unter­su­chung des Setzver­haltens und der räumlichen Nutzung von Reh- und Damwild. Im folgenden Beitrag werden Infor­ma­tionen zu den aufge­nom­menen Daten und den ersten Erkennt­nissen dargestellt.

weiterlesen

03.07.2024

Anlässlich der Jahres­haupt­ver­sammlung von der Forst­be­triebs­ge­mein­schaft (FBG) Herzogtum Lauenburg und der Forst­be­triebs­ge­mein­schaft Mecklen­burger Seenplatte/ Schaalsee, gab es die jährliche Exkursion diesmal zum Thema Wald und Wild bei der Stiftung Wald und Wild.

weiterlesen

20.06.2024

Praktikant Tom Giesler berichtet über seine Einblicke und vielfäl­tigen Tätig­keiten im Rahmen seines Praxis­se­mesters bei der Stiftung.

weiterlesen

Erfahren Sie, warum wir diese sieben Arten in den Fokus gerückt haben.

weiter

Seit 1998 wurden schon über 50 Projekte realisiert. Auf dieser Seite finden Sie eine Auswahl.

weiter

Leben und Wirken des Gründers der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern

weiter