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Foto: Burkhard Stöcker
02.03.2021

Zäune, Mauern, Wände… – mehr als genug und oft zu viel

Unser Land ist voll von Zäunen, Mauern, Wänden. Vor über drei Jahrzehnten haben wir die größte in unserem Lande glück­li­cher­weise hinter uns gelassen. Was jetzt aber nicht heißt, dass es davon nicht noch ausrei­chend genug Kleine, Mittel­große und auch etwas Größere gäbe.

Wir erinnern uns an das Lied  „Maschen­drahtzaun“, dass ein deutscher „Unter­halter“ vor einigen Jahren zum Kassen­schlager machte. Das Lied gab die deutsche „Zauno­manie“ der Lächer­lichkeit preis…und dies war ja nun gewiss kein Einzelfall. Es sollte immer und immer wieder geprüft werden welcher Zaun wo und wie lange wirklich notwendig ist – oder nicht einfach schlichtweg überflüssig. 

Anti-Afrika­nische-Schwei­nepest-Zäune…

Bei der Afrika­ni­schen Schwei­nepest (ASP) wissen wir inzwi­schen, dass der Mensch der größte und entschei­dende Überträger ist. Der Sinn und Zweck der kilome­ter­langen Zäune an der deutsch-dänischen und an der deutsch polni­schen Grenze ist daher durchaus fraglich. Faktisch ist es völlig offen, ob dieser Zaun wirklich etwas bringt. Aber er beruhigt vielleicht ein bisschen die Schwei­ne­züchter und vermittelt den Politikern das Gefühl gehandelt zu haben. Vermutlich wären Zäune sinnvoll an Raststätten und Rastplätzen entlang der großen Verkehrs­routen von Ost nach West die an den Wald (und Wildschwei­nein­stände) angrenzen – und an denen LKW-Fahrer aus Osteuropa poten­tiell ihre „konta­mi­nierten“ Wurst­brötchen entsorgen.

Der Natur­schutz und die Zäune

Der Natur­schutz fordert beim Waldschutz (vor Schalenwild!) nahezu ausschließlich die letale Bekämpfung von Schalenwild mit Hilfe der Jagd. Zäune gegen Schalenwild sind „böse“, zerschneiden die Landschaft und behindern den Biotop­verbund – sie sollen möglichst nicht zur Anwendung kommen

Der Natur­schutz fordert beim Herden­schutz (vor Wölfen!) nahezu ausschließlich den Schutz von Herden­tieren durch Zäune, Herden­schutz­hunde und anderes „Management“… Jagd und letale Bekämpfung sind „böse“ und sollen möglichst nicht zur Anwendung kommen. 

Schalenwild soll also im Namen des Natur­schutzes nicht mit Zäunen von Bäumen abgehalten werden – Wölfe sollen im Namen des Natur­schutzes möglichst ausschließlich mit Hilfe von Zäunen von Herden­tieren fernge­halten werden.

Natürlich gibt es definitiv mehr Schalenwild als Wölfe, doch wir müssen sowohl beim „grauen Wildhund“ als auch bei den überwiegend „roten Knospen­beißern“ derzeit einen guten Erhal­tungs­zu­stand konstatieren.

Was nur heißt, dass man in beiden Fällen, je nach Fall und Umstand auf keines der beiden „Schutz-Werkzeuge“ gänzlich verzichten muss.

Sehnsüchtig schaut der junge Hirsch ins üppige Grün des Zauns Foto: Burkhard Stöcker

Die Jagd und die Zäune

Konser­vative Jäger­kreise haben überhaupt nichts gegen schalen­wild­si­chere Zäune im Wald. Sie bejagen ihr Schalenwild zuweilen gerne eher verhalten und betrachten daher den Zaun als notwen­diges Hilfs­mittel im Wald zur „Bändigung des Schalenwildes“. 

Den Wolf hingegen würde man zuweilen gerne eher mit jagdlichen Mitteln „bändigen“ und argumen­tiert dann auch schon mal gerne gegen die „Anti-Wolf-Herden­schutz-Zäune“ in der Landschaft und die mit ihnen verbun­denen Landschafts­ver­schan­delung, die Unter­bindung des Biotop­ver­bundes etc. pp.

Der Zaun im Forst sollte aber eigentlich nur eine Übergangs­lösung sein bis man in Bezug auf das Wald/ Wild Verhältnis dort ist wo man hinwill. Ist der Zaun in der ganz normalen forst­lichen Wirtschaftsform unver­zichtbar und gehört zum Standard­pro­gramm, sollte man sich Gedanken machen. 

Jedem „Tierchen“…sein „Zäunchen“

So hat jede Klientel ihre persön­lichen „Zaun-Ansichten“… – und so werden wir wohl mit so manchem Zaun auch in Zukunft leben müssen. Wir sollten uns nur darüber im Klaren sein, dass wir mit den Zäunen möglichst extrem sparsam umgehen und gewiss eher nach dem Motto „Weniger ist Mehr“ handeln sollten. 

Zäune kosten immer…Lebensraum!

Ob Zäune nun das unliebsame Schalenwild von den jungen Wäldern ausschließen oder die wertvollen Nutztiere herme­tisch gegen Wölfe abschließen. Zäune kosten Wildtiere immer und überall Lebensraum – wie groß mögen in der Summe die Flächen in all jenen Zäunen bundesweit sein die Wildtiere häufig nahezu ausschließen? Gewiss sind dies etliche tausend ha! 

Zäune sind…Todesfallen

Ob Zäune nun fest instal­liert und funkti­ons­tüchtig in der Landschaft herum­stehen oder unent­sorgt irgendwo herum­liegen – immer sind Zäune poten­tielle Gefah­ren­quellen für unsere Wildtiere. Wir kennen praktisch alle die Bilder von in Litzen erstickten Damhir­schen oder im Stachel­draht tödlich verkämpften Hirschen. Die Bilder von inmitten von Natodraht verblu­tenden Rothir­schen kennen wir erst seit der Flücht­lings­krise vor einigen Jahren…

Zäune sind daher…

…auf das aller (!), aller (!) notwen­digste zu beschränken! 

Werden Sie in der freien Landschaft nicht mehr gebraucht sind sie abzubauen und zu entsorgen – schauen Sie sich mal in der Landschaft um wieviel Zaunreste überall in Feld und Wald noch nutzlos und gefahr­bringend herumliegen!

Auf den Rückbau und die ordnungs­gemäße Entsorgung von nicht mehr benötigten Zäunen in der freien Landschaft „Obacht“ zu geben – sollte uns allen Verpflichtung sein.

Burkhard Stöcker

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